2016-05-26 Russel statt Steph - aber jedenfalls Spektakel!

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Basketball: NBA Playoffs mit einer Überraschung, aber auch dem besten Basketball aller Zeiten

Wer sich schon lange für Basketball interessiert, aber sich noch nie damit beschäftigt hat, dem sei die derzeitige NBA, auch noch in der nächsten Saison, empfohlen! (nba.com, Sky Sport US, Streamen im Internet oder vergangene Szenen auf Youtube ansehen)

Der Wunderspieler der letzten beiden Jahre Steph Curry, dessen Spielweise man lieben MUSS und der lange Zeit mit seinem Team, den Golden State Warriors, unbesiegbar schien, wird dabei gerade von den eigentlich deutlich schwächer eingeschätzten Oklahoma City Thunder unter Führung des ebenfalls schon seit geraumer Zeit herausragend und bewundernswert aufspielenden Russel Westbrook nicht nur besiegt, sondern in einer geradezu atemberaubenden Weise aus der Halle gefegt….. Vorher hatten Westbrook und Co. bereits den zweiten großen Favoriten, die San Antonio Spurs, mehr als besiegt, ja geradezu gedemütigt.

Was Westbrook dabei für eine Show bietet, das ist nicht nur hererfrischend für jeden neutralen Beobachter, sondern auch der Curry - Fan dürfte Westbrook schon lange auf dem Radar haben, ich würde sogar sagen: Wer Curry-Fan ist, ist auch Westbrook - Fan. Dies nicht nur, weil beide als Spielmacher ihre Teams spektakulär von hinten führen und dabei eine irre Mischung aus Mannschaftsdienlichkeit und doch auch persönlicher Performance in den richtigen Momenten an den Tag legen; sondern auch, weil beide geradezu untypisch bescheiden, nett und unprätentiös auftreten.

Dass die Warriors so untergehen, hat nach meiner persönlichen Meinung aber auch mit einigen überraschenden, fast konsternierenden Maßnahmen des eigentlich gefeierten Meistercoaches der Warriors, Steve Kerr, zu tun: Die Schlüsselszene der Playoff - Serie bisher war dabei für mich beim Stand von 1:1 Mitte des dritten Spiels: Die zweite Garde der Warriors, ohne Curry und seinen Co-Star Klay Thompson, hatte ein super Spiel gemacht in den letzten Minuten und einen Zehn-Punkte-Rückstand aufgeholt, ausgeglichen. Anstatt nun aber diese fünf Spieler rund um den kultigen Marrice Speights und den Curry-Ersatz Shawn Livingston weiterspielen zu lassen (“Never change a winning team”…..), wechselt Kerr aus und setzt alle diese Spieler wieder auf die Bank. Das mag noch angehen; aber als nun Curry, der von einer Verletzung am Ellenbogen noch nicht genesen scheint, und Thompson mit der ersten Fünf wieder sofort deutlich in Rückstand geraten, läßt Kerr die Reservisten auf der Bank und gibt ihnen keine zweite Chance. Dies so lang und ohne die geringste Änderung im taktischen Konzept, bis der Rückstand auf über 20 Punkte angewachsen und damit das Spiel verloren ist. Völlig unverständlich! Fatal ist das nicht nur in der Situation, sondern gerade auch als allgemeines Zeichen an die Mannschaft, an diese Reserve - Spieler, nach dem Motto: Du kannst so gut spielen, wie Du willlst, Du wirst nie länger zum Einsatz kommen…… Und umgekehrt ist natürlich auch die Botschaft an die erste Fünf da: Du kannst Dir keine Auszeit nehmen, denn ich gebe Dir keine Gelegenheit, einmal eine Schwächephase zu haben und andere übernehmen zu lassen…..

Überraschend auch, dass die Warriors keinerlei Maßnahmen gegen das eigentliche Rezept der Thunder entwickelten: Die Thunder standen in der Defensive extrem hoch und blockierten so vor allem die super Fernwerfer der Warriors, Curry, Thompson und Barnes. Darauf hätte man nun antworten müssen, indem man den vielen Platz unter dem Korb konsequent nutzt und entweder mehr und konsequenter zum Korb zieht (Curry wirkte hier nach einiger Zeit müde), oder aber, indem man einen großen Mann dort hat, der im Eins gegen Eins Punkte holt. Abgesehen davon aber, dass die Warriors hier ein Personalproblem haben nach dem Weggang von Lee, der eh nur selten spielte, gab Kerr wiederum dem eigentlich treffsicheren Speights oder dem super zum Korb ziehenden Livingston viel zu wenig Spielzeit.

Schließlich auch noch die Defensive der Warriors: Man musste sich geradezu darüber aufregen, wie unbehelligt der beste Schütze der Thunder, Kevin Durant, immer und immer wieder zum Wurf kam und Punkt um Punkt machen durfte. Natürlich ist “KD” einer der besten Spieler der Welt und schwer zu stoppen: Aber so frei, wie er immer wieder gegen die Warriors - Defensive werfen durfte, darf man ihn nicht zum Zug kommen lassen.

Vor diesen Hintergründen erscheint das Debakel der Warriors, so sehr es auch erst unverständlich wirkte und so sehr man hier noch einmal auf die unglaubliche Performance von Russel Westbrook hinweisen muss, der mit seiner Mischung aus explosionsartigem Start zum Korb und aus der Abbremsung heraus völlig freiem, sicherem Distanzwurf, gleichzeitig als Defensiv - Monster gegen Curry, den Löwenanteil am Sieg hatte, doch wieder logisch und auf einfache Grundregeln des Sports, vor allem des Mannschaftssports, reduzierbar….