Analyse: Pokalfinale 2016 Bayern-Dortmund

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“Wer nicht wagt, verliert”

Das Pokalfinale 2016 zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund war nach meiner Meinung nicht - wie von den Fernseh - Kommentatoren teilweise behauptet und in der Vergangenheit ja auch oft gesehen - ein von Taktik geprägtes Spiel, das zwar nicht extrem unterhaltsam daherkommt, dafür aber wegen des hohen taktsichen Niveaus den Fußballfan begeistern kann. Hier standen sich nicht zwei Fußballphilosophien und taktische Konzepte gegenüber, die um den glücklicheren und geschickteren Ausgang kämpften: Dafür waren die Dortmunder zu schwach und vor allem zu unentschlossen.

Während der FC Bayern sein gewohntes Angriffsspiel durchzog und dabei auf die - mit Guardiola als Trainer - gewohnten Schwierigkeiten stieß, wenn es gegen hochklassige und dennoch tief stehende Gegner geht, wirkte die Borussia abgesehen von dem Catenaccio, der äußerst tiefstehenden Verteidigung, weitgehend konzeptlos und ohne Selbstvertrauen.

In der ersten Halbzeit war dies noch nicht so stark ausgeprägt: Da hatte man noch den Eindruck, dass die Dortmunder von Thomas Tuchel durchaus den Auftrag mitbekommen hatten, dagegenzuhalten, selbst zu spielen und auch etwas für die Offensive zu tun. Mit fortschreitender Spieldauer aber verlor Dortmund immer mehr diesen Ansatz, ließ sich immer weiter hinten hineindrängen. Dabei wäre es nun ein gutes Konzept gewesen, ja sogar ein sehr gutes, wie Atletico Madrid bei schnellen Gegenstößen die Stürmer in 1 gegen 1 - Situationen zu schicken und damit gefährlich zu sein. Insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass man mit Aubameyang einen der schnellsten Stürmer der Welt in den eigenen Reihen hat! Aber es war aus Dortmunder Sicht schon enttäuschend, dass die eigenen Hinterleute, obwohl allesamt hervorragende Techniker, nicht in der Lage waren, einen solchen gescheiten, tödlichen Pass zu spielen, und auch Aubameyang selbst und ebenso der auch pfeilschnelle Marco Reus sich auch nicht gut postierten, um einen solchen Paß anzubieten. Hier musste man einerseits Ilkay Gündogan auf Dortmunder Seite schmerzlich vermissen; andererseits aber auch deutlich daran arbeiten, dass Profis auf dem Niveau des Dortmunder Kaders eine solche taktische Variante eigentlich “können” müssen……. Zwar schaffte es die Borussia mit dieser rein defensiven und teilweise destruktiven Spielweise, eine Entscheidung im Elfmeterschießen herbeizuführen; ein Sieg in diesem wäre aber letztlich nicht verdient gewesen.

Was die Bayern betrifft, so fiel vor allem einer auf: Franck Rberý. Wie er vor einem Millionenpublikum, darunter ein großer Anteil Kinder und Jugendliche, seinem Gegenspieler den Finger ins Auge steckte und zudrückte: Das war schlicht unerträglich. Und leider nicht die erste Rüpelei dieser Art von Riberý, der oft als fairer Sportsmann und guter Kumpel präsentiert wird, diese Eigenschaften aber leider in entscheidenden Situationen vermissen läßt. Wenn Riberý, wie es angemessen gewesen wäre, für diese Tätlichkeit Rot gesehen hätte, dann wäre das Spiel mit Sicherheit anders gelaufen. Dann hätten sich auch die Dortmunder nicht verstecken müssen….. Ebenso, wenn einige Minuten später Vidal, was auch nicht unverdient gewesen wäre, Gelb-Rot gesehen hätte nach taktischem Foul. Dass die Bayern insofern zweimal auf die Gnade, manche würden sagen Bevorzugung, durch den Schiedsrichter angewiesen waren, das wirft den Schatten auf ihren Sieg, und führt dazu, dass man sich auch hier schwertut, von einem “verdienten” Erfolg zu sprechen: Fußballerisch und was die Herzen des neutralen Fans betrifft, war der Titelgewinn der Bayern sogar hochverdient und es war zufriedenstellend, dass die Mannschaft, die mehr für das Spiel tat, am Ende belohnt wurde. Regeltechnisch gesehen und insofern “bei angemessenem Verlauf” aber……. Das Dortmunder Pech mit diesen beiden Schiedsrichterentscheidungen, gleichzeitig aber auch die totale Verweigerung der Borussia, den Sieg selbst zu erspielen, brachten mich zu der Überschrift “Das Pech des Untüchtigen”.